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Elbschlosskeller – eine authentische St. Pauli Kneipe
Der Elbschlosskeller scheidet die Geister
Der Elbschlosskeller ist sicher die härteste Kneipe Deutschlands. Ein Drecksloch, eine Kaschemme, versifft und vollgekotzt. Immer Ärger und Schlägereien. Nur besoffene, gescheiterte Existenzen und viel Polizei im Laden. Die anderen sagen, der „Keller“ ist voll ok. Beste Stimmung, eine Poledance Stange im Laden, das Bier für 2,20 und der Korn für 1,40. Faire Preise! Eben eine dieser ehrlichen St. Pauli Kneipen. Authentisch, aber rau. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.
Der Elbschlosskeller ist auf dem Hamburger Berg, einer Seitenstraße der Reeperbahn. Gegenüber Kentucky Fried Chicken, vor dem nachts die Obdachlosen ihr Lager aufschlagen. Auf der anderen Straßenseite auch die Honka Stuben, besser bekannt als „Goldener Handschuh“. Hier hat der Frauenmörder Fritz Honka in den 70er Jahren seine späteren Opfer kennengelernt und mit nach Hause genommen.
Tote, Verletzte, Messerstechereien hat es im Elbschlosskeller alles schon vorher gegeben. Den Laden gibt es nun seit fast 70 Jahren. Prügeleien sind und waren an der Tagesordnung. Aber die Jungs an der Tür haben einen direkten Draht zu den Kollegen der Davidwache auf der Reeperbahn, schräg gegenüber. Meistens also nichts Ernstes.
Wenn jemand rausgeflogen ist, dann gibt es kein Hausverbot. An dem Tag muss man dann eben was anderes machen, darf aber trotzdem irgendwann wiederkommen. Nur wer Frauen belästigt, der ist raus. Für immer!
Elbschlosskeller – das Paralelluniversum
Weinrote Gardinen vor den Fenstern verdunkeln den Laden, ein schwerer Vorhang vor dem Eingang, braune Vertäfelung an den Wänden. Ob die Sonne scheint oder die Welt untergeht: Im Elbschlosskeller bekommt man nichts davon mit. Hier ist die Zeit relativ. Und die Seelenlosen, die Abgebrannten, die Vergessenen sind die Normalos.
Geht man als Normalo die vier Stufen in den Keller fällt man auf. Punks mit Hunden löffeln Erbsensuppe, abgestürzte Kiezgrößen lungern am Tresen, Hafenarbeiter und ehemalige Prostituierte im Rentenalter trinken ihr Bier und sprechen von alten, besseren Zeiten. Während die Bässe aus den Boxen dröhnen, schaffen es tatsächlich einige auf den Sofas im Kickerraum zu schlafen.
Der Elbschlosskeller ist die sozialste Kneipe Hamburgs
Daniel, der Wirt des Elbschlosskellers. Ein gut gestylter Typ, immer frisch rasiert, immer frisch geduscht und immer nüchtern. Breiter Nacken, breite Schultern aber ein großes Herz. Daniel ist einer, der nie verurteilt, nie wertet. Warum? Nun, vielleicht liegt es an seiner eigenen Geschichte.
Daniel war selbst tief unten. Er war ein Wrack. Hat zu Beginn jeder Schicht eine Flasche Schnaps weggehauen. Seine Mutter war mehrmals in der geschlossenen Psychiatrie, seine Schwester hat sich umgebracht. Deswegen versteht er die Leute, die vor ihm sitzen. Mit all ihrem Schmerz, Leid und Verlust. Manchmal sind ihre Geschichten aber selbst für Daniel zu hart.
Aber in seinem Laden findet sich immer jemand zum Reden, Saufen und Tanzen. Auf ein Bier oder „drölf“. „Die brauchen das und ich gebe es ihnen“, sagt Daniel. Aus dem Elbschlosskeller kommt keiner nüchtern raus. Aber die meisten kommen schon voll besoffen rein. Hier ist egal wer ihr seid oder wie ihr ausseht. Wenn ihr eure Zigaretten teilt, ab und zu mal einen ausgibt und ein paar Euro in die Musikbox werft, dann findet ihr im Elbschlosskeller Leute, die euch mögen. Ganz sicher!