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Ein Ankerplatz für Hilfesuchende
Als umgebaute Gotteshaus ist der ehemalige Schleppkahn zwar inzwischen in die Jahre gekommen, denn sein Stapellauf erfolgte bereits 1905, doch die Liebe der Hamburger zu ihrer ungewöhnlichen Kirche ist offenbar zeitlos. Der einstige Weserküstenleichter erhielt im Dezember anno 1952 eine neue Bestimmung. Als Gotteshaus erhielt er einen kleinen Glockenturm. Dazu wurde ein Kreuz aufgerichtet sowie eine Orgel und eine Kanzel installiert. Und es war sicherlich nicht allein die Neugier, die die Menschen rund um den Hamburger Hafen dazu animierte, nach der Weihe dort das Weihnachtsfest 1952 zu begehen. 150 Menschen finden noch heute in der Flussschifferkirche ihren Platz, und sie ist nun schon über mehr als eine Generation ihrem Auftrag gerecht geworden, ein Ankerplatz für Menschen zu sein, die um Hilfe bitten und seelsorgerische Betreuung erfahren möchten.
Sie finden die Flussschifferkirche eingangs der Hafencity, Kajen/Hohe Brücke. Von der U-Bahn Baumwall gehen Sie in Richtung Hauptkirche St. Katharinen. Gegenüber der Deichstrasse am Mäuseturm gehen Sie auf die Brücke und dann rechts abwärts (Barkassenbetriebe Bülow/Max Jens).
Predigten mit leichtem Wellengang
Den Elementen Wasser und Himmel fühlen sich die Besucher der Flussschifferkirche an diesem Ort in einem besonderem Maße verbunden. Vielleicht auch deshalb, weil die Predigten und Zeremonien von einem leichten Wellengang begleitet werden. Seekrank ist dort jedoch noch niemand geworden, auch wenn in der Chronik des Gotteshauses zu lesen ist, dass zur Weihnachtszeit der Adventskranz zuweilen unter der Decke schwankt. Die Sympathien der Hamburger zu ihrer Kirche auf dem Wasser ist ungebrochen, auch wenn dabei zuweilen von "Gottes Schleppkahn" die Rede ist. Die Institution Flussschifferkirche möchte eine Oase der Ruhe und ein Ort der Besinnung am berühmten "Tor zur Welt" sein.
Taufen und Trauungen auf dem Wasser
Die Kirche ist mit Holz verkleidet und mit bunten Glasfenstern und maritimen Motiven versehen. Sie ist 25,5 Meter lang und sieben Meter breit und an ihrem Liegeplatz über eine kleine Brücke zu erreichen. Nahe der historischen Hamburger Speicherstadt ist das fotogene Kranwärterhaus am Binnenhafen einer der Nachbarn. Im Jahr 2006 wurde die Flussschifferkirche umgesiedelt, nachdem sie über einen längeren Zeitraum in der Billwerder Bucht am Ausschläger Elbdeich gelegen hatte. Die Verbundenheit zu den Seeleuten und zum Meer zeigt sich unter anderem in dem Symbol des Ankerkreuzes. Dabei vereinigt sich das Kreuz mit einem Anker. Das Gotteshaus dient nicht nur den Pastoren als Ort ihrer Predigten. Hier finden immer wieder auch Taufen und Trauungen statt.
Wie aus der Not eine Tugend wurde
In eine Art "Seenot" geriet die damals ein wenig schlingernde Flussschifferkirche zu Beginn des Jahres 2007. Der Kirchenkreis Alt-Hamburg stellte seine Zahlungen ein, weil der Unterhalt dieser Einrichtung im Hafen zu teuer geworden war. Vor allem die Pflege der Pontons bereitete wirtschaftliche Probleme. Doch da die Not nicht selten im Einklang mit der Tugend ist, fand sich ein Förderverein unter der Initiative der Hamburger Kauffrau Christiane Hey-Laib. Was zur Folge hatte, dass die schwimmende Kirche im Hafen eine private Trägerschaft erhielt und fortan eine Dauerleihgabe dieses Fördervereins war. Und da der Kirchenkreis Alt-Hamburg offiziell weiterhin als Besitzer des Gotteshauses fungiert, konnte die Entwidmung vermieden werden. Ehrenamtlich versehen die Pastoren ihre Predigten und alle Amtshandlungen. Die Barkasse "Johann Hinrich Wichern" ist im übrigen ein Teil der Flussschifferkirche. Mit ihr fahren die Seelsorger hinaus zu den Binnenschiffern. Und sie kommen nicht mit leeren Händen. Sie bringen Schokolade, Äpfel und eine Zeitung mit. . .