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Spaziergänge auf dem Friedhof Ohlsdorf
Rundwege und Führungen auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Es klingt vielleicht makaber: Spaziergänge auf einem Friedhof. Ist es aber nicht, denn der Ohlsdorfer Friedhof ist vielmehr ein Park mit verwunschenen Ecken, Rosengärten und historischen Gebäuden. Es gibt drei bekannte Spazierwege, die man gehen kann. Einen entlang der dort begrabenen Prominenten, eine ruhige Route, und eine, die zu den Dichtern führt. Diese Routen befinden sich im vorderen Teil in der Nähe des Haupteinganges und zeigen nur einen winzigen Teil des wundervollen Parks.
Der Prominenten-Weg auf dem Friedhof Ohlsdorf führt an der Plastik „Prophet und Genius“ von Gerhard Marck und den Ehrengräbern der Polizei vorbei zum Südteich und zum Rosengarten. In Richtung Feuerwehrgräber findet man bekannte Namen wie John Jahrssen., Mitbegründer des Hamburger Verlags Gruner & Jahr, oder Albert Ballin (1919), der die HAPAG zur größten Schifffahrtsgesellschaft der Welt machte. Die ruhige Route führt weiter in Richtung Nordteich, wo zahlreiche wohlhabende Hamburger Familien ihre Grabstätten unterhalten. Auf dem Weg kommt man vorbei an einem lieblichen Wasserlauf, weitläufigen Wiesen und Gehölzstreifen.
Die Route zu den Dichtern führt vom Forum Ohlsdorf an der eindrucksvollen Gemeinschaftsanlage von vier befreundeten Familien (Laeisz/Hanssen/Canel/Meerwein) vorbei auf einen Plattenweg zum Grab Blohm-Never (1935), über anonyme Urnenhaine zu den letzten Ruhestätten von bekannten Volksschauspielern und dem Literaturkritiker Helmuth Karasek.
Die Wanderwege über den Ohlsdorfer Friedhof können Sie von der Website friedhof-hamburg.de herunterladen. Sie finden sie unter Spaziergänge. Wenn Sie eine Führung mit einem Führer bevorzugen, dann schauen Sie sich die Führungen auf dem Friedhof an. Ziehen Sie festes und möglichst wasserdichtes Schuhwerk an, denn es kann hier und da im Frühling und Herbst etwas schlammig sein.
In Mai verwandeln die Rhododendren das Gelände in eine herrlich bunte Parklandschaft, die größte zusammenhängende Rhododendronfläche Europas. Viele Rhododendren sind knapp 100 Jahre alt. Der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof bietet jedes Jahr Ende Mai zur Blüte Führungen an. Bringen Sie auf jeden Fall Ihre Kamera mit! Der Park ist äußerst fotogen und ein beliebter Spot für Fotografen.
Tipp: Achten Sie Mitte September auf das Programm zum Tag des offenen Denkmals: Manchmal nimmt das Riedemann-Mausoleum teil und bietet eine Führung an.
Geschichte des Ohlsdorfer Friedhof
Ende des 17. Jahrhunderts vollzog sich eine gravierende Reform im Bestattungswesen. Zu den auslösenden Faktoren gehörten unter anderem auch die Bevölkerungsexplosion und mit Leichen überfüllte Kirchfriedhöfe. Aus Platz- und Hygienegründen wurden innerstädtische Beisetzungen bald überall verboten. Humanistische Grundgedanken forderten bürgerlich-antiständischen Gleichheit und auch für arme Bevölkerungsschichten Einzelgräber. Es begann eine Bürokratisierung der Friedhöfe. Schließungen der innerstädtischen Kirchhöfe wurden vorangetrieben und es entstanden erste kommunale Zentral-Begräbnisplatze außerhalb der städtischen Wohnbereiche. 1874 kaufte die Stadt etwa 130 Hektar Wiesen- und Feldflächen an der Fuhlsbüttler Straße.Die Gesamtanlage sollte der Umgebung entsprechend parkartig und landschaftlich gehalten werden. Am 1. Juli 1877 wurde der größte Parkfriedhof der Welt in Hamburg Ohlsdorf eröffnet. Er sollte auf 389 Hektar alle anderen Friedhöfe in Hamburg überflüssig machen. Derzeit befinden sich dort 202 Grabstätten. 17 km Verkehrsstraßen und 80 km Nebenwege führen durch den Park, sowie zwei Buslinien, die 22(!) Haltestellen anfahren.
1900 gewann der Park einen Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris. Etwa zur gleichen Zeit kamen auch mit der Ohlsdorfer und der Borsteler Feldmark ca. 60 ha Erweiterungen hinzu und ab 1913 mit der Bramfelder Feldmark zusätzliche Flächen im Osten in einer Größe von 156 Hektar. 1928 kam als letzte Erweiterung die Anlage des Prökelmoorteichs östlich des Eingangs Kornweg hinzu.
Der Friedhof Ohlsdorf, der bis 1991 noch Hauptfriedhof Ohlsdorf hieß, wurde als „Landschaftspark mit Gräbern“ angelegt. Das ist auch der Grund dafür, dass der Friedhof, obwohl es noch viel Platz gibt, als „voll“ gilt. Es darf nur dort neu begraben werden, wo die Gräber „abgelaufen“ sind. Den vielen Bäumen, Teichen und Kunstwerken muss Platz gelassen werden.
Museen und Gebäude auf dem Friedhof Ohlsdorf
Zwischen 1880 und 1912 wurden nach den Plänen vom städtisch beauftragten Architekten Wilhelm Cordes acht Kapellen erbaut, von denen heute sechs erhalten sind. Insgesamt gibt es 13 Kapellen auf dem Gelände. Das Verwaltungsgebäude wurde 1909/1910 ebenfalls nach den Plänen von Cordes errichtet. Zusammen mit dem Pförtnerhäuschen und den beiden Toilettenhäuschen am Haupteingang bilden sie ein schönes neobarockes Ensemble. Auf dem Cordesteil stehen 21 Mausoleen in Form von Grabkapellen, Gruftbauten und Säulenhallen, von denen 16 in der Zeit zwischen 1887 und 1926 entstanden sind. Das mit Abstand größte Mausoleum des Friedhofs ist ein geschlossener Monumentalbau aus rotem Mainsandstein mit Säulenportal und reicher Ausstattung für Johann Heinrich Freiherr von Schröder, einen Hamburger Kaufmann.
Etwas abseits des Friedhofsgeländes, in der Alsterdorfer Straße, befindet sich eines der ältesten erhaltenen Krematoriumsgebäude Deutschlands, das „Alte Krematorium“. Das „Alte Krematorium“ wurde 1997 umfassend saniert, diente unter anderem als Gourmetrestaurant und seit 2009 als Schule. Das „Neue Krematorium“ wurde 1930-1932 von Fritz Schumacher auf dem Friedhofsgelände realisiert. Ab 1998 fanden Einäscherungen allerdings auf dem Friedhof Öjendorf statt, da das „Neue Krematorium“ von Schumann die Immissions-Grenzwerte nicht einhalten konnte. Mit dem Bau des Komplex „Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf“, der 2011 bis 2013 erfolgte, finden auch wieder Einäscherungen auf dem Friedhof Ohlsdorf statt.