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Das Rieck Haus im Bezirk Bergedorf
Ein Besuch bei den Bauersleuten im Freilichtmuseum Rieck Haus
Die Bergedorfer Museumslandschaft hat den annähernd 500 Jahre alten Hof glänzend renoviert. Wer in das Freilichtmuseum Rieck Haus kommt, wähnt sich in eine andere Zeit versetzt und zu Besuch bei einer wohlhabenden Bauernfamilie. Die Bauern konnten im Marschland an der Elbe hohe Erträge erreichen und es sich gut gehen lassen.
Der Hof zeigt im früher bewohnten Hallenhaus vom hübschen Porzellan über prächtige Kachelöfen bis zur uralten Deckenbemalung einen fast palastartigen Bauernhof. Wer die bunte Bauernstube mit Esstisch und Petroleumlampe betritt erwartet, dass die Bauersleute gleich hereintreten werden.
Die Ausstellung reicht bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Haus lebten Bauern, Knechte und Mägde sowie Rinder, Pferde und Hühner unter einem Dach. Die Schöpfmühle zeigt, wie in Zeiten vor der Erfindung des Stroms mit Wasserkraft Energie genutzt und das Marschland entwässert wurde. Nach umfänglichen Restaurierungen ist die Mühle, im Betrieb fast wie ein Lebewesen wirkend, wieder voll funktionsfähig. Filme und Hörstationen machen die vielen Objekte aus dem bäuerlichen Leben noch anschaulicher.
Vor dem Haus wird im Freilichtmuseum Rieck Haus ein funktionierender bäuerlicher Betrieb mit Feldarbeitsgeräten, Getreidespeicher, Bienenstöcken und Gärten präsentiert. Schon der Garten zeigt die hohe Lebenskultur der Bauersleute, die selbst nicht nur Salat und Kohl, sondern auch Rosmarin und Lavendel anpflanzten. Die Kräuter wurden für Heilzwecke und als Duftspender im Hause genutzt.
In der großen Scheune gibt es immer wieder wechselnde Sonderausstellungen zu Themen wie dem Leben der Menschen und Tiere auf dem Hof. Kinder freuen sich über die dänischen Schweine, die auf dem Hof und im Stall herumtollen. An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es Führungen im Haus. Die Homepage orientiert über Veranstaltungen wie Spinnkurse oder den Familientag.
Rieck Haus: Ein Bauernhaus voller Geschichte
Der Hof wurde um 1633 wesentlich erweitert. Teile der Bausubstanz im Hallenhaus sind jedoch mindestens 100 Jahre älter. Der Hof birgt mit dem zentralen Hallenbau das älteste erhaltene, für die Region typische Fachhallenhaus in den Vierlanden. Die Errichtung war möglich geworden, nachdem die Hamburger die Vierlande entwässert und eingedeicht hatten.
Die im 16. Jahrhundert erstmals genannten Vierlanden bestanden aus den Stadtteilen Altengamme, Cuslack, Kirchwerder und Neuengamme und den benachbarten fruchtbaren Marschlanden. Das Gebiet wurde zunächst Bergedorf zugeordnet, nachdem die dort ansässigen räuberischen Herzöge von Sachsen-Lauenburg vertrieben worden waren. Davon erzählt das separate Schlossmuseum.
Der reiche Rieck Hof wurde über die Jahrhunderte immer wieder erweitert. Die Verzierungen am Haus zeigen, wie groß der Wohlstand gewesen sein muss. Zuletzt allerdings ließen offenbar in einer Notsituation die Bewohner den Hof ab etwa 1900 zunehmend verfallen.
Im Jahre 1940 übernahm die Hamburger Denkmalschutzbehörde das Kleinod. Ein Liebhaber bewohnte danach das Haus und leitete eine liebevolle Sanierung, bis 1954 das Freiluftmuseum Rieck Haus zunächst als Außenstelle des Altonaer Museums eröffnet wurde. Später gründete das Bezirksamt Bergedorf die Bergedorfer Museumslandschaft, die das Leben in den Vierlanden dokumentiert und der das Freilichtmuseum eingegliedert wurde.
Für die Landwirtschaft typische Geräte und Errichtungen aus den Vierlanden wurden hier zentral gesammelt. Die vor dem Hof sehende Mühle etwa stammt aus Ochsenwerder. Es wurde ein Gemüse-Ewer, ein Schiff, mit dem die Früchte des Bodens nach Hamburg auf den Markt gebracht wurden, ebenso wie ein Backhaus gesammelt und präsentiert.
Der Anspruch des Hauses ist heute auch, Kinder über die Landwirtschaft zu informieren. So finden hier regelmäßig Kurse und Events für Schulklassen statt. Bis an den Anfang unseres Jahrhunderts haben Mitglieder der namensgebenden Familie Rieck am Aufbau des Museums mitgewirkt.
Das Rieck Haus als Teil der Bergedorfer Museumslandschaft
Das Freiluftmuseum Rieck Haus liegt mitten im Marschland. Sie erreichen den Hof mit dem Auto über die Abfahrt Hamburg-Bergedorf der A25 im Süden der Metropole. Von dort geht es weiter über den Curslacker Deich Richtung Süden bis zum Rieck Haus in der Nummer 284. Der Bus 327 verbindet das Freilichtmuseum Rieck Haus mit dem Bahnhof Bergedorf-Süd und den übrigen Museumsattraktionen. Aus der Innenstadt fahren Sie mit der S-Bahn zum Bahnhof Bergedorf-Süd.
Die Bergedorfer Museumslandschaft lädt auch zum Besuch in das Bergedorfer Schloss, ins Museum für Bergedorf und die Vierlande ein. Das Schloss, mit Schlosspark in der Mitte Bergedorfs, ist etwa 5 Kilometer vom Rieck Haus entfernt.
Ein weiterer Höhepunkt ist die Sternwarte Bergedorf in der August-Bebel-Straße 196. Am Wochenende werden offene Führungen durch die Forschungseinrichtung angeboten.
Einmal im Monat gibt es eine aufregende Fahrt mit einem alten Boot, dem Ewer, von Museum zu Museum. Auskunft erteilt die Bergedorfer Museumslandschaft unter 49 40 428 91 25 09.
Weitere faszinierender Erlebnisse garantiert in der Umgebung als historisches Zeugnis der Landwirtschaft der Hof Eggers und die größte erhaltene Kornwindmühle Hamburgs in Kirchwerder. Die dortige Mühle ist noch heute in Betrieb.