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Oberhafen-Kantine – schiefer als der Turm von Pisa
Die Oberhafen-Kantine ist ein schräger Ort mit Hafen-Kulisse
Die Schräglage ist ihr Markenzeichen - mit 8,7 Grad Neigung ist die Oberhafen-Kantine die schrägste Kantine Hamburgs und schiefer als der Turm von Pisa. Auf nur 22,5 Quadratmeter Grundfläche werden drinnen auf zwei Etagen nicht nur Kaffee und Kuchen serviert, sondern auch traditionelle Hamburger Gerichte, modern interpretiert und frisch zubereitet, hübsch serviert. Die Küche findet mit ihren originellen Gerichten sogar im „Slow-Food-Genussführer 2017/18“ Erwähnung. Im Sommer können Sie das Slow-Food auch draußen unter großen grünen Schirmen genießen. Probieren Sie unbedingt das legendäre Oberhafen-Kantine Abendbrot! Inzwischen wird die Oberhafen-Kantine in verschiedenen Reiseführern aufgeführt und die einmalige Hamburgensie kann ihre Geschichte erfolgreich weiterschreiben.
Heimat und Geschichte zwischen alt und neu
Die Oberhafen-Kantine entstand 1925 als Kaffeeklappe für die Hafenarbeiter. Kaffeeklappen waren zu der Zeit einfache Speiselokale für Arbeiter, in denen keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt wurden. Die Idee der Kaffeeklappen stammt ursprünglich aus London. Arbeitgeber versuchten damals mit Volkskaffeehallen den Konsum von Alkohol ihrer Lohnempfänger zu bekämpfen. Neben preiswerten warmen Speisen wurden vor allem Kaffee angeboten, da man damals schon annahm, dass dieses Getränk Arbeiter konzentrierter und leistungsfähiger macht.
Bereits 1884 gründete sich ein Komitee für die Errichtung von Volkskaffeehallen in Hamburg. Vor allem im Freihafen wurden viele solcher Kaffeeklappen für die Hafen- und Werftarbeiter geöffnet. Die Volkskaffeehallen bekamen schnell den Namen „Kaffeeklappen“, weil die Asugabe von Speisen und heißen Getränke durch eine Klappe erfolgte. Die Oberhafen-Kantine ist die letzte noch existierende Kaffeeklappe - und auch die kleinste. Ursprünglich waren die Volkskaffeehallen in sehr viel größeren Räumlichkeiten für bis zu 800 Hafenarbeiter untergebracht.
Die Oberhafenbrücke gleich nebenan wurde im Mai 1902 errichtet und zwei Jahre später fertiggestellt. Sie verbindet die Hamburger Altstadt mit dem Baakenhafen in der HafenCity und führt im weiteren Verlauf als Freihafenelbbrücke über die Norderelbe. 2007 tauschte man die Oberhafenbrücke durch eine Neukonstruktion aus.
Die Oberhafen Kantine ist ein Juwel aus Backstein
Das expressionistische Kleinod unter der Oberhafenbrücke geht zurück auf einen Entwurf des Architekten Willy Wegner und ist ein typisch norddeutscher Klinkerbau der damaligen Gebrauchsarchitektur. Die Schräglage enstand durch regelmäßige Gezeiten, Sturmfluten und Unterspülungen. Am 19. Oktober 2000 wurde die Oberhafen-Kantine unter Denkmalschutz gestellt und 2002 vom Hamburger Unternehmer Klausmartin Kretschmer gekauft, dem ebenfalls das Kulturzentrum Rote Flora gehört. Kretschmer verpachtete die Kantine unter anderem an den Starkoch Tim Mälzer, bis der Sturm Tilo so schwere Schäden am Gebäude anrichtete, dass es erneut saniert werden musste. Seit 2011 wird die Kantine von Sebastian Libbert betrieben, der auch ehemals das Rialto an der Fleetinsel leitete.