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Gängeviertel Hamburg: Komm in die Gänge
Gängeviertel Hamburg: Die Geschichte des Gängeviertels
Die Geschichte des Gängeviertels reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Das Viertel bestand überwiegend aus kleinen Fachwerkhäusern, die man nur durch schmale Straßen, verwinkelte Gassen und schmale Gänge erreichen konnte - daher auch der Name.
Das Gängeviertel war sehr beliebt, da es sehr zentral liegt und nicht allzu weit vom Hafen entfernt ist. Daher hat man viele Gebäude auf kleinster Fläche errichtet. Die Bewohner der Häuser kamen aber überwiegend aus den unteren sozialen Schichten, da die Ausstattung zu wünschen übrig ließ. Zum Beispiel mussten Wasserträger die Bewohner mit Trinkwasser versorgen, denn fließendes Wasser oder eine Kanalisation gab es hier nicht. Einige schöpften sogar ihr Wasser aus den umliegenden Fleeten. In denselben Fleeten wurden aber auch die „Geschäfte“ hinterlassen. Die Hygiene war demnach katastrophal. Die Folge: Cholera.
Robert Koch - Mediziner und Bakteriologe- kommentierte die Zustände des Gängeviertels während der Cholera Epidemie wie folgt:
„Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten Gängevierteln“
Die Stadt Hamburg hat nach der Epidemie 1892 mit dem Abriss des Viertels begonnen. Zunächst wurden Quartiere am Großen Grasbrook abgerissen, um mit dem Bau der Speicherstadt beginnen zu können. Nach und nach erfolgte der Abriss weitere Teile des Viertels, manche erlagen auch der Zerstörung während des zweiten Weltkriegs. Zuletzt wurden die Häuser rund um den Valentinskamp 70 abgerissen, an dem sich heute das Emporio Gebäude (ehemals Unilever Haus) befindet.
Gängeviertel vor dem Abriss bewahrt: Komm in die Gänge!
Am 22. September 2009 besetzte eine Gruppe von ca. 200 Künstlern und Kreativen das Gängeviertel um den verbliebenen leerstehenden Teil vor einem weiteren, bevorstehenden Abriss zu bewahren. Ihre Initiative: bezahlbaren Wohnraum schaffen und die denkmalwürdigen Häuser retten.
Seitdem ist viel passiert: Wohnungen sind entstanden, ein alternativer Raum für Kunst und Soziale Projekte und eine Genossenschaft (Gängeviertel Genossenschaft 2010 eG) entstanden. Und das alles unkommerziell. Im Viertel finden regelmäßig Ausstellungen oder Partys statt.
Gängeviertel: Mehr als nur ein Viertel
Anfang 2015 wurde das erste restaurierte Gebäude, das sogenannte „Kupferdiebehaus“ fertiggestellt. Dabei mussten die Dächer des Hauses abgedichtet, Hölzer erneuert und Feuchtigkeitsschäden behoben werden. Es entstanden sechs Wohnungen - vier mit jeweils 80qm und zwei mit 160qm. Besonderes Augemerk lag auf der Erhaltung des Charmes der alten Wohnungen, beispielsweise der rot-weiß karierte Steinfußboden. Inzwischen sind alle Wohnungen des Kupferdiebehauses an Mitglieder der Genossenschaft vermietet.
Ebenfalls fertig saniert ist die ehemalige Gürtelfabrik am Valentinskamp 34a. Hier befindet sich nun das Soziokulturelle Zentrum des Gängeviertels. Die Fabrik beherbergt unter anderem einen großen Seminarraum, ein kleines Fotostudio, sowie eine Siebdruckwerkstatt.