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Das Leben der Heidebewohner zu damaligen Zeiten
Südlich von Hamburg, im idyllischen Ehestorf (Gemeinde Rosengarten im Landkreis Harburg), liegt das Freilichtmuseum am Kiekeberg im Gebiet der Harburger Berge. Zusammen mit weiteren Außenstellen im Landkreis Harburg veranschaulicht das Museum das regionale Leben der Heidebewohner zu damaligen Zeiten. So vermittelt der 400 Jahre alte Museumsbauernhof Smedshoff in Wennerstorf das Bauernleben um 1930 und bietet regelmäßig Aktionstage und Kurse für Kinder und Erwachsene an. Das Mühlenmuseum in Moisburg mit der letzten, noch funktionstüchtigen Amtswasssermühle der Region zeigt in Dauer- und Sonderausstellungen die regionale Mühlengeschichte. Im Feuerwehrmuseum in Marxen erlebt man die Entwicklung des Feuerwehrwesens vom Löschvorgang mit dem Ledereimer bis zu den Löschfahrzeugen in den 1960er Jahren. In der Museumsstellmacherei in Langenrehm wird das Leben einer Stellmacherfamilie um 1930 präsentiert. Von Mai bis Oktober wird sonntags in der historischen Werkstatt die Herstellung von Wagen und Räder, aber auch andere Holzgeräte mit den voll funktionsfähigen Maschinen gezeigt.
Eine Zeitreise in die regionale Geschichte
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg im Süden von Hamburg bietet mit seinen mehr als 40 Gebäuden ganzjährig die Möglichkeit, mit einer kleinen Zeitreise die regionale Kulturgeschichte von 1600 bis in die 1950er Jahre zu entdecken. Alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen wie Schleswiger Kaltblüter, Deutsche Schwarzbunte Niederungsrinder, Ramelsloher Blaubeinhühner oder Bunte Bentheimer Landschweine haben hier ein Zuhause gefunden. In historischen Versorgungs- und Ziergärten werden alte Obst- und Gemüsesorten traditionell angebaut. Alte Handwerke und Traditionen werden durch Vorführungen und Mitmach-Programmen lebendig und können hautnah erlebt werden. Kinder und Besucher dürfen alles anfassen und auch selbst ausprobieren.
Darsteller in authentischer Kleidung führen als Bauern, Altenteiler, Knechte oder Mägde alltägliche haus- und landwirtschaftliche Tätigkeiten wie Kochen, Waschen, Schmieden, Dreschen und vieles mehr aus. Die vielen Mitmachstationen und Exponate des Agrariums verdeutlichen auf drei Etagen die Lebensmittelherstellung von damals und heute. Eine in Deutschland einzigartige Ausstellungswelt stellt den Zusammenhang von Landwirtschaft und Ernährung mit den Verarbeitungswegen dar. Die Dauerausstellung „Spielwelten“ gibt mit zahlreichen Mitmachstationen und Exponaten einen Einblick in die Spiel- und Spielzeugkultur nach dem II. Weltkrieg. Bei Kindern sehr beliebt ist auch der Wassererlebnispfad, der verdeutlicht, wie wichtig Wasser heutzutage ist. Aktiv können Besucher und Kinder selbst ausprobieren, wie ein Brunnen funktioniert und früher das Wasser getragen wurde.
Die Entstehungsgeschichte
Um 1900 bestand die Gefahr, dass historische Zeugnisse wie Gebäude und Techniken zu verschwinden drohten. Sie wurden ersetzt oder modernisiert, um den Erfordernissen der Zeit zu entsprechen. Jahrhundertealte Lebenswelten und die regionale Geschichte wären somit unwiederbringlich verloren gegangen. Da die Umgebung des Kiekebergs bereits zu Zeiten des Kaisers ein beliebtes Ausflugsziel der Hamburger und Harburger Bevölkerung war, hatte Prof. Willi Wegewitz, damals Lehrer und Bodendenkmalpfleger im östlichen Kreis Stade, um 1930 die Idee ein Freilichtmuseum im Süden Hamburgs zu errichten. So wollte er die letzten Zeugnisse der damaligen Heidebauernwirtschaft bewahren. Inzwischen wurde Wegewitz zum ehrenamtlichen Leiter des Helms-Museums berufen.
Es dauerte noch mehr als zwei Jahrzehnte, bis 1953 das Freilichtmuseum am Kiekeberg als Außenstelle des Helms-Museums mit dem Honigspeicher aus Riepshof bei Otter als erstem Baustein gegründet wurde. 1966 setzte Prof. Dr. Claus Ahrens als Nachfolger von Prof. Wegewitz den Museumsaufbau fort und integrierte die Museumspädagogik. Beim Pringes Hof aus Kakenstorf entstand bereits 1968 der erste Bauerngarten. Mit dem Mühlenmuseum in Moisburg gibt es 1985 die erste Außenstelle des Kiekeberg Museums. 1989 gründet sich der Förderverein des Museums, der künftig die Mitarbeiter bei der wissenschaftlichen, konservatorischen und pädagogischen Museumsarbeit unterstützt. Im selben Jahr entsteht mit dem Feuerwehrmuseum in Marxen die zweite Außenstelle. 1997 folgt der Museumsbauernhof in Wennerstorf als dritte Außenstelle. Die seit 2003 bestehende Stiftung des Freilichtmuseums am Kiekeberg errichtet 2008 ein Wohnheim für geistig und körperlich behinderte Menschen in Wennerstorf, die nunmehr in dem Heideort arbeiten und wohnen. Das Agrarium wird 2012 als erste deutsche Ausstellung für Landwirtschaft und Ernährungsindustrie und der landwirtschaftliche Entdeckergarten eröffnet. 2016 folgt die neue Dauerausstellung „Spielwelten“, die als Schwerpunkt Spielzeug und Spielkultur von 1950 bis 1980 hat. Die Museumsstellmacherei in Langenrehm kam 2018 als weitere Außenstelle hinzu.
Der Weg zum Freilicht Museum
Ein Besuch des Kiekeberg Museums lässt sich auch sehr gut mit einem Ausflug in den Wildpark Schwarze Berge kombinieren, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Hier sind Streichel- und Freigehege in die Landschaft integriert und begeistern das ganze Jahr über Groß und Klein. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg liegt direkt am Radfernweg Hamburg-Bremen und ist auf den ausgebauten Fahrradwegen gut zu erreichen. Mit dem eigenen Auto gelangt man über die A7 (Abfahrt 34, Hamburg-Marmstorf) oder A261 (Abfahrt 2, Hamburg-Marmstorf-Lürade) bereits nach kurzer Zeit mithilfe der Beschilderung zu den kostenlosen Parkplätzen. Wer das Navigationsgerät nutzen möchte, kann die GPS-Daten N53°26'24'', E9°54'18'' eingeben. Zwei Buslinien des HVV bringen die Besucher direkt zum Eingangsbereich des Kiekeberg Museums (Haltestelle: Ehestorf, Museum Kiekeberg). Die Buslinie 4244 startet am ZOB in Hamburg-Harburg, während Besucher die Buslinie 340 am S-Bahnhof Hamburg-Neugraben oder S-Bahnhof Hamburg-Neuwiedenthal in Richtung Kiekeberg Museum/Harburg besteigen können.