Good Bye für einen großen Quittje


Es gibt mittlerweile mehr als 500 Angebote für St. Pauli Rundgänge. Man kann sich denken, dass die Qualitäten – liebevoll gesagt – ‚unterschiedlich‘ sind. Von Sauftouren und Bar-Hopping, Junggesellen*innen-Abschieden bis zu historischen und Krimi-Touren ist alles im Angebot. 


Bei den ‚guten‘ wird vielleicht spätestens beim ‚Silbersack‘ auch einmal der Name ‚Bill Ramsey‘ fallen. Denn im Silbersack kann man nicht nur ordentlich Punk und Hard-Rock hören, sondern sein Musikprogramm mit 1,00 € für 5 Titel auf einer fast historischen Music-Box noch eigenhändig festlegen.


Die Songs, die man da wählen kann, sind noch älter als der Apparat selbst. Natürlich sind Klassiker zu finden, wie Hans Albers mit ‚Auf der Reeperbahn, nachts um halb Eins‘ oder Heidi Kabel mit – bis heute gern als ‚Rauswurf-Song‘ gespielt -  ‚In Hamburg sagt man Tschüss‘.


Es gibt auch Lieder, mit denen Jüngere St. Pauli-Besucher NOCH weniger bis gar nichts anzufangen wissen:

‚Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett‘, ‚Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe‘ oder ‚Pigalle‘. 


Leute meines – auch schon ziemlich ‚historischen‘ – Alters können da sofort mitsingen und haben die raue Stimme im Ohr, die in Ende der 60er zu jeder Party gehörte. 


William McCreery Ramsey spielte in zahlreichen Filmen mit, war mit seiner unnachahmlich lebendigen Mimik ein Begleiter meiner Jugend. Er war Komödiant und Spaßvogel, Schauspieler und Programmdirektor, Radio-Sprecher – mit unverkennbar rauem Timbre und wunderbarem amerikanischem Akzent - ,und Gast in unzähligen Shows. Zuletzt vor wenigen Jahren zu seinem 85sten Geburtstag.


Er ist eines der vielen Beispiele für Hamburgs Weltoffenheit, Toleranz und Akzeptanz. Geboren in Cincinnatii, Ohio, blieb er während seiner Militärzeit irgendwie in Deutschland ‚hängen‘. 


Sein Zuhause hier in Hamburg war OTTENSEN. Nicht weit weg von der ELBE. Nicht weit weg von St. Pauli. 


Er war ein Vollblut-Musiker, der bis zum Schluss Jazz- und Blues singen konnte, dass es einem das Herz brechen konnte. 


Er war – wie so viele große Künstler – kein geborener und kein gebürtiger HAMBURGER. Er war ein Zugezogener, ein sogenannter Quittje. 


Und er war einer der BESTEN.